Der Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz der Stadt Aachen besucht das LIFE-Projekt „Bovar“ der NABU-Naturschutzstation
Am 04. Juni 2024 besuchte der Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz das europäisch geförderte LIFE-Projekt „Bovar“ der Naturschutzstation Aachen. Ziel der Exkursion war es, die Fortschritte und Erfolge dieses bedeutenden Naturschutzprojekts zu erleben und sich über die ökologischen Vorteile und Herausforderungen der Ganzjahresbeweidung mit Schottischen Hochlandrindern zu informieren.
Hintergrund des Projekts
Amphibien und Reptilien gehören zu den weltweit am stärksten gefährdeten Tiergruppen, insbesondere in Mitteleuropa, wo Lebensraumzerstörung und -fragmentierung ihre Hauptbedrohungen darstellen. Das LIFE-Projekt unterstützt die NABU-Naturschutzstation Aachen in ihrem Bestreben, diese bedrohten Arten in NRW und europaweit zu erhalten. Im Fokus steht die Gelbbauchunke (Bombina variegata), die im Bereich Aachen-Stolberg eines ihrer größten Vorkommen in Nordrhein-Westfalen hat. Die Stadt Aachen trägt besondere Verantwortung für diese europäisch geschützte Amphibienart gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.
Im Rahmen des LIFE-Projekts wurden in den Naturschutzgebieten Brander Wald, Indetal, Walheim und Schmithof über 50 Kleingewässer angelegt. Im Mai 2022 wurde im Naturschutzgebiet Indetal eine Ganzjahresbeweidung mit Schottischen Hochlandrindern auf etwa 10 Hektar eingerichtet, um diese Gewässer offen zu halten. Die robusten Rinder leben dort im Familienverband und erfreuen sich bei Spaziergängern großer Beliebtheit.
Einblicke und Beobachtungen
Während der Exkursion erhielten die Ausschussmitglieder eine Einführung in das Projekt durch Dr. Manfred Aletsee, Leiter der Naturschutzstation Aachen. Er erläuterte, dass die Dauerbeweidung nicht nur den Amphibien zu Gute kommt, sondern auch Insekten und Vögel von den abwechslungsreichen Kleinstbiotopen auf der Weide profitieren. Die Mitglieder besichtigten verschiedene Bereiche der Weidefläche und konnten die Schottischen Hochlandrinder aus nächster Nähe beobachten sowie Gelbbauchunken, Feuersalamander und verschiedene Molche sehen.
Fachgespräche und Diskussionen
Während der Besichtigung fanden intensive Fachgespräche und Diskussionen statt. Dr. Aletsee und sein Team beantworteten Fragen und erläuterten die wissenschaftlichen Grundlagen sowie die praktischen Herausforderungen des Projekts. Es wurde deutlich, dass die Dauerbeweidung neben ökologischen Vorteilen auch zur Förderung der heimischen Insekten- und Vogelfauna beiträgt.
Weitere Maßnahmen und Förderung
Neben der Ganzjahresbeweidung im Indetal umfasst das Projekt auch die Anlage von Gewässern in Steinbrüchen, wie im Naturschutzgebiet Schmithof, zur Förderung der Geburtshelferkröte. Zudem werden Offenlandbiotope im FFH-Gebiet Brander Wald geschaffen. Das Projekt, das von 2018 bis 2026 mit 254.000 Euro gefördert wird, zeigt bereits jetzt positive Auswirkungen auf die regionale Biodiversität.
Fazit
Die Exkursion bot den Mitgliedern des Ausschusses für Umwelt und Klimaschutz wertvolle Einblicke in die praktische Umsetzung und die Erfolge des Dauerbeweidungsprojekts. Maßnahmen wie die Ganzjahresbeweidung und die Anlage von Kleingewässern tragen wesentlich zum Schutz bedrohter Arten und zur Erhaltung der Biodiversität in der Region bei. Die positiven Effekte auf Amphibien sowie auf die heimische Insekten- und Vogelfauna unterstreichen die Bedeutung und den Erfolg dieses Projekts.