Wespe. Bild: Beate Graaf.
Ob der Sommer früh oder spät in die Gänge kommt, auf eines ist Verlass: Zu Kuchen oder Eis im Freien gesellen sich schnell ungebetene Gäste. Wespen und Hornissen sind jedoch weitaus ungefährlicher als viele Menschen glauben. So greifen Hornissen z. B. niemals grundlos an, sie sind sogar scheuer als Honigbienen und ziehen es immer vor, einem Konflikt durch Flucht auszuweichen. Mithilfe der richtigen Verhaltensweisen können selbst Hornissen und Menschen friedliche Nachbarn werden.
Der NABU gibt Tipps für den richtigen Umgang mit Wespen, Hornissen und Co.
Am Kaffeetisch und beim Grillen:
- Wespen stechen erst, wenn sie sich bedroht fühlen. Vermeiden Sie deshalb nach den Insekten zu schlagen oder sich ihren Nestern zu nähern.
- Nur zwei der acht heimischen Wespenarten stehen auf Süßspeisen, zuckerhaltige Getränke und Fleisch, nämlich die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Es ist sinnvoll, Nahrungsmittel im Freien abzudecken und Reste wegzuräumen. Nutzen Sie für Kinder im Freien geschlossene Trinkbecher.
- Um von den ungeliebten Tischgästen gänzlich in Ruhe gelassen zu werden, empfiehlt sich eine Ablenkfütterung. Die Schülerinnen Maike Sieler und Henrike Weidemann fanden bei einem Experiment für „Jugend forscht“ heraus, dass sich überreife Weintrauben dazu am besten eignen. Fünf bis zehn Meter vom Ort des eigentlichen Geschehens entfernt aufgestellt, halten die Früchte die Wespen in Schach. Vom Kauf von mit süßem Saft oder Bier gefüllten Wespenfallen rät der NABU ganz ab. Die Tiere sterben in der Flüssigkeit einen qualvollen Tod. Zudem gehen nur alte Tiere in die Falle. Das aktive Volk wird nicht dezimiert.
- Wespen können von Gerüchen wie Parfum, Cremes, Holzmöbelpolitur oder ähnlichen Düften angezogen werden. Außerdem fliegen Sie gerne auf bunte Kleidung.
- Sobald man doch einmal gestochen wurde, hilft es, eine halbierte Zwiebel oder ein Kühlpack auf den Stich zu drücken. Durch die ätherischen Öle der Zwiebel und die Verdunstungskälte werden der Schmerz und die Schwellung gelindert.
Am und im Haus
- Wer ein Wespen- oder Hornissennest im häuslichen Umfeld hat, wird sich das ganze Jahr über weniger lästige Insekten freuen. Schnaken, Stechmücken, Blattläuse, Bremsen … das alles sind Lieblingsspeisen der vermeintlichen Plagegeister. Für Menschen interessieren sich die Tiere dagegen überhaupt nicht.
- Um Wespen, Bienen und andere Insekten aus dem Haus zu halten, empfiehlt es sich, Fliegengaze an Fenstern und Türen anzubringen, insbesondere an Küchen-, Bad- und Kinderzimmerfenstern.
- Haben sich trotz aller Vorkehrungen Wespen ins Haus verirrt, wird ein Glas über das Insekt gestülpt und vorsichtig ein Stück Papier als Boden untergeschoben, um das Tier wieder nach draußen zu bringen.
- Wespennester am Haus dürfen nicht einfach eingeschlossen werden, da sich die Tiere dann einen anderen Ausgang suchen und so ins Haus gelangen können. Am verschlossenen Einflugloch müssen Sie dann mit aggressiven Wespen rechnen.
- Bleibt man auf einer Distanz von zwei bis drei Metern zum Nest und versperrt die Flugbahn der Wespen nicht, fühlen sie sich nicht bedroht.
- Bleiben sie ruhig und besonnen im Umgang mit Wespen, vor allem wenn Kinder zugegen sind. So lernen sie früh, dass ein gelassener Umgang mit Wespen die beste Methode ist, Stiche zu vermeiden.
- Wespen benötigen zum Bau ihrer Papiernester Holz, das sie vor allem im Siedlungsbereich in Ermangelung von natürlichen Totholzvorkommen gerne von Gartenmöbeln oder Hausverschalungen gewinnen. Dabei wird nur eine hauchdünne Schicht abgetragen, sodass das Holz eine andere Farbe zeigt. Benutzen sie daher bitte keine giftigen Holzschutzmittel; diese wirken meist mehrere Jahre, verhindern aber nicht, dass Wespen am Holz nagen.
- Nach den ersten Frostnächten im Herbst gehen die Wespen ein. Man kann das Nest dann gefahrlos entfernen. Es empfiehlt sich, die Stelle gut zu säubern, denn Wespen orientieren sich am Geruch. Wohnungssuchende Königinnen könnten sich sonst im nächsten Jahr wieder an der Stelle einfinden, an der es „nach Wespe riecht“.
- Falls sich Wespen an ungünstiger Stelle angesiedelt haben, wenden Sie sich an Fachkundige vor Ort für eine Beratung. Oft gibt es sogar die Möglichkeit, ein problematisches Nest schonend umsiedeln zu lassen anstatt es gleich dem Schädlingsbekämpfer zu überlassen. In Aachen wäre Herr Dr. Bruno Weyers von der Hochschulimkerei der RWTH ein Ansprechpartner. Falls eine Abtötung unumgänglich ist, wenden Sie sich an ökologisch arbeitende Schädlingsbekämpfer, die sich zum Beispiel am Berufsverbandsiegel des vFöS (Verein zur Förderung der ökologischen Schädlingsbekämpfung) erkennen lassen. Lassen Sie sich immer erklären und zeigen, welche Mittel der Schädlingsbekämpfer einsetzen will. Insbesondere bei der Abtötung von Wespennestern in Rollladenkästen kann es zu einer unnötigen Raumluftkontamination kommen, wenn ungeeignete Mittel eingesetzt werden.
- Übrigens besteht kein grundsätzlicher Anspruch des Nachbarn auf Entfernung des Nestes. Man haftet also nicht für wildlebende Wespenvölker und seine Folgen.
- Die Völker der heimischen Wespenarten leben nur einen Sommer. Von August bis September erreichen die für das Unwohlsein des Menschen verantwortlichen Arten, die Deutsche und die Gemeine Wespe, ihre maximale Individuenzahl, d.h. ihre Völker sind besonders groß. Zum Herbst steigt die Sterblichkeit der Wespen und nach dem Tod der Königin löst sich das Volk auf.
- Ein Wespennest wird niemals im Folgejahr wiederbesiedelt.
- Wespennester in Rollladenkästen oder unter Dachziegeln sind in der Regel Nester der Gemeinen oder Deutschen Wespe. Diese sind in den meisten Fällen vollkommen unproblematisch und können mit oben genannten Vorsichtsmaßnahmen zu guten Nachbarn werden. Dabei ist auch ein knabberndes Geräusch kein Hinweis auf Nagetätigkeit: Wie bei Hornissen betteln die Larven mit Kratzgeräuschen an den Zellwänden; zudem klingen die Laufgeräusche der Tiere auf den Waben wie Nagen. Allerdings kann es besonders im Herbst dazu kommen, dass die Wespen die Wärme suchen und in Innenräume kommen.
Hornissen
Hornisse. Foto: Ulrich Schwenk.
- Hornissennester findet man, wie die Nester der kleineren Wespenarten auch in Hohlräumen. Hornissen stellen für Menschen nur selten ein Problem dar. Sie nähern sich nur in Ausnahmefällen menschlicher Nahrung oder Getränken. Ausnahmsweise kann es in Gebäuden durch Hornissennester zu Schäden kommen, da ihr Kot flüssig ist, was im Laufe der Saison zu Verfärbungen oder Geruchsentwicklung führen kann. Man kann hier einfach mit untergeschobenem Zeitungspapier oder gar einem Katzenklo mit Katzenstreu für Abhilfe sorgen.
- Hornissen sind Nützlinge, u.a. stehen auf ihrem Speiseplan auch die Deutsche und Gemeine Wespe und sie genießen durch die Bundesartenschutzverordnung besonderen Schutz. Werden Nester ohne Genehmigung zerstört oder umgesiedelt, kann es zu hohen Geldbußen kommen. Ist die Umsiedlung eines Hornissennestes nicht zu vermeiden, wenden Sie sich bitte an die zuständige Behörde. Für Aachen Stadt ist dies die untere Naturschutzbehörde. Auf jeden Fall sollten Sie einen Experten zu Hilfe bitten.