Freyenter Wald
Im Jahr 2020 konnte der Freyenter Wald bei Aachen als neue Fläche für den Naturschutz gesichert werden. Gemeinsam mit dem NABU-Stadtverband Aachen e.V. hat die NRW-Stiftung das Waldstück in der Gemarkung Lichtenbusch erworben. Für den Kauf stellte die Stiftung einen Betrag von 930.000 Euro und der NABU einen Betrag von 97.000 Euro zur Verfügung. Die Betreuung der erworbenen Grundstücke wird von der NABU-Naturschutzstation Aachen in Zusammenarbeit mit dem NABU-Stadtverband Aachen übernommen.
Der Freyenter Wald liegt unmittelbar an der Grenze zu Belgien und umfasst auf deutscher Seite einen ca. 57 Hektar großen Waldkomplex. Rund 8 Hektar davon stehen bereits seit 1988 unter Naturschutz. Die Restfläche soll dem Naturschutzgebiet nun hinzugefügt werden. Dem Freyenter Wald kommt eine besondere Bedeutung zu, da große Teile von alten, schutzwürdigen Laubholzbeständen mit bis zu 150-jährigen Eichen und Eschen eingenommen werden.
Die vorhandenen Lebensräume und Arten sollen entsprechend den Zielen der nationalen Biodiversitäts-strategie in so genannten Waldwildnisflächen geschützt werden. Das Waldgebiet dient sowohl weit verbreiteten (z.B. Kohlmeise, Buschwindröschen) als auch selteneren Arten (z.B. Mittelspecht, Braunes Langohr, Orchideen) als Lebens- und Rückzugsraum. Durch die ruhige, abgeschiedene Lage sind auch Habicht und Rotmilan als Brutvögel vertreten.
Naturbelassene Wälder mit viel Alt- und Totholz bieten nicht nur zahlreichen Tierarten Lebensraum, sie speichern auch deutlich mehr Treibhausgase als forstwirtschaftlich genutzte Wälder. Dies stellt im Hinblick auf die Klimakrise einen weiteren nachhaltigen Nutzen des Gebietes dar.
Im überregionalen WaldBiotopverbund bildet der Freyenter Wald eine wichtige Trittsteinfläche, da er die Eifelwälder mit dem nördlich gelegenen Aachener Stadtwald und den auf belgischer Seite angrenzenden Waldgebieten am Fuße des Hohen Venns verbindet. Dies ist insbesondere für Tierarten mit großem Streifgebiet wie z.B. der Wildkatze von hoher Relevanz.
Geplante Maßnahmen:
Um den Wald zu einem möglichst ursprünglichen Zustand zu entwickeln, sind nach der wirtschaftlichen Nutzung und Aufforstung standort-untypischer Baumarten gezielte Maßnahmen nötig.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden viele hundert Meter Entwässerungsgräben durch den Wald gezogen, um den Boden für die Forstwirtschaft betretbar zu machen. Gerade im aktuellen Rahmen der Klimaerwärmung und zunehmder Extremwetterlagen wie Dürreperioden und Starkregenereignissen ist es wichtig, Regenwasser in der Landschaft zu halten. Die Entwässerungsgräben sollen daher nach und nach verschlossen oder mit Dämmen versehen werden, um das Wasser zu stauen und dadurch den Waldboden wieder zu vernässen. Dies verringert die Gefahr des Absterbens der Bäume durch Austrocknung, als auch die Intensität von Hochwasserspitzen nach Starkregen.
Über mehrere Jahre hinweg wird die NABU-Naturschutzstation außerdem nicht-heimische Baumarten wie die Douglasie und die Fichte zurückdrängen. Insbesondere jüngere Fichten werden sukzessive aus den Baumbeständen entfernt. Auf diesem Wege wird Platz und Licht geschaffen, sodass sich heimische Baum- und Straucharten auf natürliche Weise etablieren können. Mittel- und langfristig wird sich dann auch wieder eine naturnahe Waldboden-vegetation einstellen.
Außerdem entsteht ein Wegekonzept, damit Erholungssuchende weiterhin den Freyenter Wald besuchen können. Noch bilden ehemalige Wirtschaftswege die Haupteingänge des Waldes – diese enden jedoch in Sackgassen. Spaziergänger und Radfahrer haben daher schon zahlreiche Trampelpfade geschaffen, um des Wald durchqueren oder wenigstens einen Rundweg laufen zu können. Dies ist im menschlichen Sinne verständlich, jedoch für die Fauna und Flora zerstörerisch. Um der weiteren Bildung und Vergrößerung der Trampelpfade entgegen zu wirken, sollen nach und nach kleinere Pfade blockiert und gleichzeitig ein Rundweg und ein Durchweg so markiert und „befestigt“ werden, dass sie auch bei nassem Wetter begehbar bleiben.
Radfahren & Reiten
Radfahren ist in jedem Wald in NRW nur auf offiziell befestigten Wegen erlaubt – dies sind und bleiben im Freyenter Wald ausschließlich die alten Wirtschaftswege – also Sackgassen. Wer mit dem Rad hineinfährt, darf am Ende der Wege nur umkehren und den gleichen Weg zurück.
Für Reiter und Pferde gilt ein Betretungsverbot im Freyenter Wald. Die Stadt Aachen hat ein Reitwegenetz ausgewiesen – im Freyenter Wald liegen keine Reitwege. Genaue Informationen hierzu finden Sie auf der Webseite der Stadt Aachen: Reitwege in Aachen.