Mähen für die Vielfalt

Zu dem was wir normalerweise als bekanntestes Futtermittel für die Nutztiere kennen zählt auf jeden Fall das romantisierte Heu, manchmal auch die weniger romantische Silage. Wenn einige Landwirte im April den ersten Schnitt auf ihren Wiesen machen, ist man im Naturschutz noch fast ein halbes Jahr von der ersten Mahd entfernt. Zugegeben, es geht hierbei nicht in erster Linie um die Futtermittelproduktion, schon alleine, weil es meist Flächen sind, die für eine lohnenswerte Landwirtschaft nicht geeignet sind. Zu klein, zu abschüssig, zu nass, zu trocken, aber auch Flächen, die aus einer jahrelangen Nutzung kommen und nun wieder in einen ökologisch wertvollen Zustand überführt werden. Das steht im Naturschutz im Vordergrund und deshalb unterscheiden sich die Methoden und die Mittel so enorm.


Eine intensiv genutzte Fettweide beherbergt eine Masse an wenigen Grasarten, nämlich jene, die am besten die Nährstoffe in Biomasse umsetzen können und eine häufige Mahd vertragen. So verdrängen sie jegliche andere Pflanzen und es entsteht eine artenarme Vegetationsdecke, die eine ebenso artenarme Fauna zur Folge hat. Dadurch können auch Arten verschwinden, die eher anspruchslose Futterpflanzen brauchen, wie das Tagpfauenauge oder der hübsche Distelfalter. Dahingegen ist eine Flora, die sich auf nährstoffarmen Böden entwickeln kann um ein Vielfaches artenreicher, da nicht die eine, starkwachsende Art alles überwuchern kann.

Um die Nährstoffe wieder heraus zu bekommen, die sich durch Düngung aus Landwirtschaft, Luft oder andere menschliche Einflüsse im Boden angereichert haben mähen wir unsere Flächen. Dies geschieht in der Regel ab der zweiten Julihälfte, ab der die meisten Pflanzen ihre Entwicklung abgeschlossen haben. Bei schwer Nährstoffbelasteten Böden kann es so mehr als 5 Jahre dauern, bis die ersten Erfolge sichtbar werden.

Auf großen Flächen helfen uns dabei Landwirte, die noch kleine und daher leichtere Maschinen haben. Hierbei wird nicht der gesamte Aufwuchs gemäht, es verbleiben Streifen von einer Breite von 8-10 Metern, auf denen das Leben weitergehen kann. Auf kleinen Flächen mähen wir selbst mit einem Kleintraktor und einem insektenschonenden Mähbalken. Dabei wird das Schnittgut auf der Fläche zu Heu gemacht, so dass die Fauna Zeit hat sich aus der Mähfläche in die angrenzende Vegetation zurückzuziehen. Und wo wir mit unserem Kleintraktor nicht arbeiten können, zum Beispiel in sehr feuchten Hochstaudenfluren oder auf unzugänglichen Steilhängen, mähen wir per Hand. Da diese Arbeiten sehr Zeit und Personalaufwändig sind, freuen wir uns immer über die Unterstützung der zahlreichen helfenden Hände aus dem Ehrenamt.

Das Schnittgut –um den Kreis zu schließen- eignet sich in den meisten Fällen nicht für den verwöhnten Milchkuhgaumen, ist aber ein Genuss für die Trampeltiere im Tierpark und wird sehr gerne als Einstreu für Rinder und Pferde verwendet.