Biotopverbund im Westen – der Westwall
Der Westwall, der vor dem zweiten Weltkrieg errichtet wurde, ist auch im Aachener Stadtgebiet noch teilweise erhalten. Die ungenutzten Bauwerke haben sich im Laufe der Zeit zu einem wertvollen Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten entwickelt.
Projekt-Ziel:
Die vorhandenen Westwallstrukturen – insbesondere die sog. Höckerlinie – dient als Biotopnetzwerk und Rückzugsraum für die heimische Flora und Fauna. Diese sollen aufgewertet, ausgeweitet und so die biologische Vielfalt gestärkt werden.
Förderung: Landschaftsverband Rheinland (LVR)
Maßnahmen:
In der ersten Projektphase (2017-19) lag der Schwerpunkt des Projekts „Biotopverbund im Westen – der Westwall“ zunächst auf Datenerfassung, Maßnahmen-Planung und Öffentlichkeitsarbeit. Während der zweiten Projektphase (2020-2022) wurden dann verstärkt praktische Maßnahmen umgesetzt.
Die noch vorhandenen Strukturen des Westwalls im Aachener Stadtgebiet wurden detailliert erfasst. Sie finden sich z.B. bei Horbach, bei Vetschau, am Schneeberg, bei Butterweiden, am Wachtelkopf, am Steppenberg, im Aachener Stadtwald, am Gut Kalkhäuschen, bei Schmithof und südlich von Oberforstbach/Lichtenbusch.
Nach der Erfassung wurden die dort vorkommende Fauna und Flora sowie die Biotope ermittelt. Diese Daten zeigen eine sehr gute Eignung der Westwall-Strukturen als Biotopverbund. In einer Digitalen Karte wurden die wichtigsten Standorte und Maßnahmen für die Öffentlichkeit aufbereitet und auf KuLaDig zugänglich gemacht.
Weitere Teile der Öffentlichkeitsarbeit umfassten Exkursionen, Vorträge und Presseberichte. Auch wurden der Internetauftritt, Flyer für eine Fahrradroute, sowie mehrere Infotafeln und Infopunkte in der Landschaft erstellt.
Um die Funktion als Biotopnetzwerk zu sichern und auszuweiten wurden vielfältige praktische Maßnahmen umgesetzt:
- Faunistische Kartierungen
- Brutvögel,
- Haselmaus,
- Amphibien,
- Reptilien,
- Fledermäuse
- Floristische Kartierungen
- Gehölzstrukturen,
- Moose auf den Betonhöckern
- Flächeneinwerbung zur Ausweitung der linearen Strukturen in die Landschaft
- Ausbringen von Brutkästen und Nisthilfen für
- Steinkauz,
- Singvögel,
- Insekten,
- Bilche (Schlafmäuse),
- Fledermäuse
- Biotoppflege und Anlage einer Kalkmagerrasen-Fläche am Schneeberg
- Anlegen von Blühflächen auf Ackerstandorten (in Orsbach)
- Anlegen von Flachteichen in der Börde für Amphibien (Kreuzkröte) und Watvögel (Kiebitz) bei Schleckheim und Horbach
- Neu- und Nachpflanzung zahlreicher extensiver Streuobstwiesen im Aachener Stadtgebiet
- rund 500 Obstbäume
- 13 solitäre Laubbäume
- über 1.700 m Landschaftshecke
Die Obstwiesen, die die linearen Westwall-Strukturen ergänzen, wurden u. a. mit Hilfe der LVR-Pflanzgutförderung gepflanzt.
Hintergrund:
Während des Dritten Reichs (Ende der 1930er Jahre) wurde der sogenannte Westwall zu militärischen und propagandistischen Zwecken errichtet. Dieses rund 630 km lange Verteidigungssystem verlief im Westen vom Niederrhein bis zur schweizer Grenze und bestand aus verschiedenen Bauwerken wie Bunkern, Stollen, Gräben und Panzersperren (sogenannte Höckerlinie), sowie natürlichen Barrieren wie Wäldern, Flüssen etc. Ein Teil der baulichen Einrichtungen wurde während und nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört oder zugeschüttet. Während die umliegende Landschaft im Laufe der Zeit zunehmend intensiv genutzt wurde, unterlagen die verbliebenen Bauwerke keiner oder nur eingeschränkter forst- oder landwirtschaftlichen Nutzung. Auf diese Weise entstand am Westwall ein störungsarmer Rückzugsraum, der einer Vielzahl von z. T. bedrohten Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum dient.
Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt
Das Projekt „Biotopverbund im Westen – Der Westwall“ der Biologischen Stationen Haus Wildenrath und NABU-Naturschutzstation Aachen wurde am 06. September 2018 als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird an Projekte verliehen, die sich in nachahmenswerter Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt einsetzen.
Das Projekt ist auch auf KuLaDig („Kultur.Landschaft.Digital.“, Online-Portal des LVR) zu finden:
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